3. September 1967
(Den Auroville-Strand betreffend, wo Satprem abends oft spazieren geht. Der Strand liegt ungefähr sieben Kilometer von Pondicherry entfernt.)
Dort unten?... Dort ist es wunderbar.
Fehlt etwas?... Reicht sie nicht bis dort hin? (Mutters Atmosphäre)
Als Sri Aurobindo noch hier war, fühlte ich seine Atmosphäre bis zum See [[Ungefähr zehn Kilometer von Pondicherry entfernt.]], wenn ich ausging. Wenn ich weiter wegging, verringerte es sich, und dann hörte es auf. Aber ich glaubte, dass hier...
Im Moment ist hier nämlich eine so gewaltige Ansammlung, weißt du. Ich staune immer darüber, dass niemandem etwas zustößt. Natürlich müssen die aufnahmebereiten und empfindsamen Leute einen großen Unterschied spüren. Es ist wirklich fast konkret geworden, weißt du, so (Geste einer geschlossenen Faust). Ich selbst spüre den Unterschied. Daran liegt es vielleicht.
***
(Die christliche Person betreffend, die sich dem Aschram anzunähern sucht.) Hast du sie gesehen?
Das stimmt.
Genau so ist es.
Sieh an, das ist interessant!
Ich hatte auch diesen Eindruck von Lüge [[Hier einige kurze Auszüge aus dem zur Debatte stehenden Brief: "... Jemand sagte: Es geht nicht darum, die Freiheit wie eine Fahne zu tragen, sondern wie ein Kreuz... Warum mag man in Ihrem Buch das Kreuz nicht? Seit aller Ewigkeit ist es die Form, die versammelt und die aufsteigt. Die Form, die nicht alleine aufsteigen will; die Form, die in eine Masse getaucht, nur mit der ganzen Masse auftaucht - die Form, die an allen Kardinalpunkten haftet und an allen Kardinalpunkten blutet... Sofort nachdem ich Sie gesehen hatte, ging ich zur Werkstatt der Leprakranken, und dort schöpfte ich nicht nur die Kraft, ihnen durch finanzielle Mittel, Fachwissen oder Freundschaft zu helfen, sondern sogar vielleicht so zu sein wie sie und bis auf den Grund ihrer wahren Misere zu gehen...]].
Siehst du. Was geschah danach?
Ausgezeichnet. Genau das musste sie zu hören bekommen... Sie sind alle gleich, sie wollen von den anderen "profitieren". Das ist wirklich eine Lüge. Dieser Brief ist sehr gut. (Schweigen) Diese Einstellungen enden immer in einer Krise. Wir hatten hier eine Französin aus der Dordogne. Nach ihrer Ankunft änderte sie ihren Namen: wir nannten sie Nivedita. Sie war überaus enthusiastisch und sehr ergeben. Gleichzeitig war sie sehr christlich geblieben und versuchte, die beiden in Einklang zu bringen. Natürlich verursachte das innere Schwierigkeiten, und eines Tages, ohne recht zu wissen warum, ging sie zur Beichte - das führte zu einem Zusammenbruch. Sie geriet in eine tiefe Verzweiflung. Ich sagte ihr: "Es ist besser, du gehst fort." Und sie fuhr ab. Sie kehrte nach Frankreich zurück; dort angekommen, schrieb sie wieder verzweifelte Briefe, und dann starb sie. Je tiefer sie dringen, desto schwieriger wird das Problem. Es ist besser... Diese Dame hat eine äußere Arbeit zu verrichten. Ich ermutigte sie nicht, uns nahezutreten, denn eines Tages wird sie dem großen Problem gegenüberstehen - symbolisch auf eine Person übertragen -, und zwar dem Problem der auf ein Dogma reduzierten Religion als absolutes Gesetz im Gegensatz zur Freiheit, und... nicht viele Leute können das ertragen.
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